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Die Schrift der Maya war für Linguisten ein Labyrinth. Immer wieder verkündete ein Forscher, den Schlüssel gefunden zu haben und endete in einer Sackgasse. So ging das 421 Jahre. Man hatte es mit ca. 800 Zeichen zu tun. Zu viele für ein Alphabet, zu wenige für ein Symbol für jedes Wort.  

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Hätten die spanischen Besetzer den Mayas bei Folter und Todesstrafe nicht verboten, ihre Sprache zu schreiben und ihre unzähligen Bücher verbrannt, wäre dieses Rätsel nie entstanden. Aber der Bischof Diego De Landa erklärte 1562 die Kultur der Maya zur Ketzerei und ließ sie zerstören.

 

Ironischerweise war Diego De Landa fasziniert von den Mayas, er beherrschte ihre Sprache, studierte ihre Traditionen und ließ ein Maya, der zu katholischem Priester geworden war, ihre Schriftzeichen den lateinischen zuordnen. Und schickte dies unter dem Titel „Bericht aus Yucatán“ nach Europa. Kurz darauf veranstaltete er ein Massaker und es brauchte Jahrhunderte, bis Wissenschaftler den „Bericht aus Yucatán“ verstanden. 

 

1810 erkannte man das Zahlensystem, bald darauf konnte man drei Götter benennen. 

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1880 entpuppte sich ein Kalendersystem und eine fast präzise Astrologie. Ein Zeitungsredakteur schaffte es sogar, den Beginn der Maya-Zeitrechnung festzulegen. "Der Tag der Schöpfung, 13. August 3.114 vor Christus." Eine Architekturzeichnerin bewies, dass es sich bei vielen Darstellungen gar nicht um Götter, sondern um Dynastien handelte.  

 

Aber da waren immer noch diese 800 Zeichen, die keinen Sinn ergaben. Kleine Teile, hier und da, doch lesen konnte man die Texte nicht. 

 

Ein Wunderkind entschlüsselte 1983 das Geheimnis der Maya. Er war erst siebzehn und sein Name ist David Stuart. Schon seine Eltern waren Forscher und so hatte er von klein auf in Mexiko Hieroglyphen gezeichnet. 

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Die Wissenschaftlerin Linda Schele wurde seine Mentorin, als er zehn war. Mit zwölf las er auf einem Kongress seine erste wissenschaftliche Arbeit vor. Und nur die wichtigsten Maya Forscher der Welt konnten ihm folgen. Mit fünfzehn reiste er als Experte für National Geographic in eine neu entdeckte Höhle und verhalf zu neuen Erkenntnissen. Zwei Jahre später knackte er den Code. 

 

Er hatte erkannt, dass die Symbole Buchstaben waren, aber die Schreiber grafische Freiheit besaßen. Sie konnten bei jedem Buchstaben bis zu fünfzehn Zeichen auswählen. Daher die Größe des Alphabets. Er ordnete einem Symbol die lateinischen Buchstaben ITUI zu und einem anderen UTIYA. Letzteres hat 5 Buchstaben, d.h., es konnte in 75 Varianten geschrieben werden. 

 

Diese beiden Wörter heißen im heute gesprochen Mayanisch: „und dann geschah es“ „seitdem es geschah“, und die standen überall. Die Maya erzählten Geschichten. Sie erzählten aus dem Leben ihrer Könige, Sportler und großen Persönlichkeiten. Sie hielten politische Ereignisse fest, ihre Mythologie, Philosophie und wissenschaftliche Erkenntnisse. Sie hatten Zeitungen an die Wände gemeißelt.

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Und dann geschah das Wichtigste, die englische Linguistin Kathryn Josserand reiste nach Guatemala und gab den dort lebenden Maya den Schlüssel zu ihrer Geschichte zurück. Seither schreiben ihre Schulkinder wieder in Hai-, Affen- und Jaguarköpfen und tragen die Namen ihrer Götter. 

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"und dann geschah es...."

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Text und Illustration: Maielin van Eilum

Korrektorat: Nadia Ratti, 

Bastian Exner und Anna Staudacher

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